Erbschein: Alles, was Sie wissen müssen

Rechtliche Klarheit nach einem Verlust: Der Erbschein ist unverzichtbar, um Nachlassangelegenheiten rechtsgültig zu regeln. Wie der Antrag gestellt wird, worauf zu achten ist und wann eine juristische Beratung sinnvoll ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist ein Erbschein und wofür wird er benötigt?

Der Erbschein ist ein amtliches Dokument, das vom Nachlassgericht ausgestellt wird. Er weist aus, wer Erbe ist und in welchem Umfang. Er wird häufig benötigt, um beispielsweise:

  • Kontozugriff zu erhalten: Nach dem Tod eines geliebten Menschen sind finanzielle Angelegenheiten häufig eine der ersten Herausforderungen. Banken verlangen in der Regel einen Erbschein, um sicherzustellen, dass nur berechtigte Erben Zugriff auf die Konten des Verstorbenen erhalten. Dies betrifft sowohl Girokonten als auch Sparkonten und Wertpapierdepots. Ohne diesen Nachweis bleiben die Konten gesperrt, was die Verwaltung des Nachlasses erheblich verzögern kann.
  • Immobilien zu überschreiben: Der Besitz von Immobilien im Nachlass erfordert besondere Sorgfalt. Um ein Haus oder eine Wohnung auf die Erben umzuschreiben, ist eine Änderung des Grundbuchs nötig. Das Grundbuchamt akzeptiert jedoch nur einen Erbschein oder ein notariell beglaubigtes Testament als Beleg der Erbberechtigung. Ohne diese Dokumente bleibt die Immobilie auf den Namen des Verstorbenen eingetragen, was den Verkauf oder die Nutzung durch die Erben blockiert.
  • Schulden zu regeln: Nicht nur Vermögen, sondern auch Verbindlichkeiten gehören zum Nachlass. Gläubiger des Verstorbenen benötigen den Erbschein als Nachweis dafür, dass sie sich rechtmäßig an die Erben wenden können, um offene Forderungen einzutreiben. Ohne diesen Nachweis besteht die Gefahr, dass Zahlungen an falsche Personen geleistet werden. Der Erbschein schafft hier rechtliche Klarheit und Sicherheit für alle Beteiligten.

Wer benötigt einen Erbschein und wer nicht?

Nicht immer ist ein Erbschein erforderlich. Ob Sie einen Erbschein beantragen müssen, hängt von der konkreten Situation und den vorhandenen Unterlagen ab. Die entscheidende Frage lautet: Gibt es ein Testament und was umfasst der Nachlass? Diese beiden Faktoren bestimmen, ob ein Erbschein nötig ist.

Ein notarielles Testament oder ein Erbvertrag kann den Erbschein in vielen Fällen ersetzen, da diese Dokumente bereits die Rechtsverhältnisse eindeutig klären. Doch wenn kein Testament existiert, mehrere Erben beteiligt sind oder Vermögenswerte im Ausland verwaltet werden müssen, führt an der Beantragung eines Erbscheins meist kein Weg vorbei.

Damit Sie einen Überblick bekommen, wann ein Erbschein notwendig ist und wann nicht, haben wir eine praktische Übersicht zusammengestellt. Sie zeigt die typischen Szenarien, die häufig in der Praxis auftreten, und hilft Ihnen, die richtige Entscheidung für Ihre Situation zu treffen. Hier eine Übersicht:

Erbschein erforderlichErbschein nicht erforderlich
Wenn kein Testament vorhanden istBei Vorliegen eines notariellen Testaments
Wenn mehrere Erben sich über Anteile einigen müssenWenn es keine Immobilien im Nachlass gibt
Für die Verwaltung von Vermögen im AuslandFür kleinere Nachlässe, die Banken akzeptieren
Jeanette Groß - Anwalt für Erbrecht Nürnberg
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Wie beantragt man einen Erbschein?

Der Antrag auf einen Erbschein erfolgt beim Nachlassgericht am letzten Wohnsitz des Verstorbenen. Die folgenden Unterlagen werden benötigt:

  1. Sterbeurkunde: Die Sterbeurkunde ist ein unverzichtbares Dokument, das dem Nachlassgericht vorgelegt werden muss. Sie dient als offizieller Nachweis des Todes und wird vom Standesamt am letzten Wohnort des Verstorbenen ausgestellt. Ohne dieses Dokument kann der Antrag auf einen Erbschein nicht bearbeitet werden, da es die Basis für die Prüfung der Erbfolge bildet.
  2. Personalausweis oder Pass: Um sicherzustellen, dass der Antrag auf einen Erbschein von einer berechtigten Person gestellt wird, verlangt das Nachlassgericht einen gültigen Identitätsnachweis. Der Personalausweis oder Reisepass des Antragstellers wird benötigt, um dessen Identität und Berechtigung als Erbe zu überprüfen.
  3. Testament (falls vorhanden): Mit einem Testament hat der Erblasser seinen letzten Willen festgehalten – und das erleichtert die Beantragung des Erbscheins erheblich. Das Gericht prüft, ob alles korrekt ist, bevor es grünes Licht gibt. 
  4. Nachweis über Verwandtschaft: Besonders bei der gesetzlichen Erbfolge ist es entscheidend, die Verwandtschaft zum Erblasser nachzuweisen. Hierfür können Geburtsurkunden, Heiratsurkunden oder ähnliche amtliche Dokumente vorgelegt werden. Diese Belege dienen dazu, die rechtliche Verbindung zwischen Erblasser und Erben eindeutig zu belegen und die Reihenfolge der Erbberechtigung zu klären.

Unser Tipp: Es empfiehlt sich, frühzeitig einen Beratungstermin zu vereinbaren, um die korrekten Unterlagen bereitzuhalten.

Kosten für einen Erbschein

Die Gebühren für den Erbschein richten sich nach dem Nachlasswert. Hier ein Überblick:

NachlasswertGebühren des GerichtsNotargebühren (optional)
Bis 50.000 €ca. 165 €ca. 165 €
100.000 €ca. 330 €ca. 330 €
500.000 €ca. 1.650 €ca. 1.650 €

Zusätzlich können weitere Kosten für Beglaubigungen oder die Beratung durch einen Anwalt entstehen.

Fallstricke beim Erbschein

Die Beantragung eines Erbscheins kann in manchen Fällen zu einer echten Herausforderung werden. Besonders kompliziert wird es, wenn Streitigkeiten unter den Erben bestehen. Uneinigkeit über die Aufteilung des Nachlasses führt nicht selten zu Verzögerungen und zusätzlichen rechtlichen Hürden. Auch unklare Testamente können den Prozess erschweren, da handschriftliche Verfügungen oft Interpretationsspielraum lassen und rechtlich geprüft werden müssen.

Ein weiteres Problem können Nachlassschulden darstellen. Wenn die Verbindlichkeiten den Wert des Nachlasses übersteigen, sollten die Erben sorgfältig abwägen, ob sie das Erbe annehmen oder ausschlagen möchten.

Ein Beispiel verdeutlicht die Komplexität: Die Geschwister Magda und Markus erben gemeinsam das Haus ihrer Eltern. Während Magda das Haus verkaufen möchte, um ihren Anteil auszuzahlen, besteht Markus darauf, darin wohnen zu bleiben. Solche Konflikte erfordern oft juristische Beratung. Ein Anwalt kann hier vermitteln, mögliche Lösungen aufzeigen und helfen, eine faire Einigung zu finden, die beiden Parteien gerecht wird.

Warum kann professionelle Unterstützung hilfreich sein?

Die Beantragung eines Erbscheins ist nicht immer ein Spaziergang – vor allem, wenn der Nachlass umfangreich ist oder Uneinigkeiten unter den Erben bestehen. Hier macht sich die Unterstützung einer erfahrenen Anwaltskanzlei bezahlt: Sie sorgt dafür, dass keine Fehler passieren, alle Fristen eingehalten werden und Ihre Rechte als Erbe sicher und souverän vertreten sind.

Vorteile einer anwaltlichen Beratung:

  • Präzise Prüfung von Testamenten und Verfügungen.
  • Unterstützung bei der Einigung unter Erben.
  • Vertretung vor Gericht im Falle von Streitigkeiten.

Wir fassen zusammen

Der Erbschein ist ein essenzielles Dokument, um Erbansprüche zu klären und den Nachlass zu regeln. Ob einfache Nachlässe oder komplexe Streitfälle – professionelle Unterstützung durch eine Anwaltskanzlei spart Zeit, Geld und Nerven. Mit dem richtigen Experten an Ihrer Seite sind Sie bestens gewappnet, um Ihren rechtlichen Ansprüchen Nachdruck zu verleihen.

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