Einvernehmliche Scheidung: So gelingt der Neuanfang

Wenn Sie eine Scheidung einreichen möchten, haben Sie in der Regel bereits die Entscheidung getroffen, die Ehe aufzulösen. Der rechtliche Prozess dahinter kann jedoch ziemlich komplex sein und erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung. Von den Grundvoraussetzungen über die einzelnen Schritte bis hin zur Rolle verschiedener Experten sollten Sie zahlreiche Aspekte beachten. Wir zeigen Ihnen alles, was Sie über das Einreichen der Scheidung wissen müssen. Dazu gehören die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, der genaue Ablauf des Verfahrens und die Bedeutung einer professionellen Begleitung – etwa durch Anwälte, Mediatoren, Paarberater oder Steuerexperten. Auch typische Fehler, die den Prozess unnötig in die Länge ziehen oder verkomplizieren, werden thematisiert.

Die wichtigsten Punkte für eine einvernehmliche Scheidung
  • Frühzeitig miteinander kommunizieren
  • Klare Absprachen über Unterhalt und Vermögen treffen
  • Notwendige Dokumente rechtzeitig beschaffen
  • Unterstützung durch kompetente Rechtsberatung einholen
  • Den Blick auf zukünftige Lebensplanung richten

Bedeutung einer einvernehmlichen Scheidung

In Deutschland ist eine Scheidung grundsätzlich möglich, wenn die Ehe zerrüttet ist. Oft herrscht die Vorstellung, dass man sich nur noch streitet und überhaupt keinen Draht mehr zum Ehepartner hat, damit ein Gericht die Ehe „zerstört“ sieht. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die gesetzliche Voraussetzung nach § 1565 BGB ist, dass die Ehe gescheitert sein muss. Um das festzustellen, wird in der Praxis meist das Trennungsjahr herangezogen. Eine einvernehmliche Scheidung ist daher am unkompliziertesten, wenn die folgende Bedingungen erfüllt werden:

  • Beide Ehepartner stimmen der Scheidung zu.
  • Das Trennungsjahr ist abgelaufen.
  • Es bestehen klare Regelungen zu Unterhalt, Vermögensaufteilung und gegebenenfalls Sorgerecht für gemeinsame Kinder.

Wichtig: Sind sich beide Eheleute einig, dass die Ehe zu Ende ist, geht man den Prozess meist viel entspannter an. Die Gerichte erkennen, wenn ein gemeinsamer Wille vorhanden ist und in vielen Fällen muss nur noch förmlich festgestellt werden, dass das Trennungsjahr absolviert wurde. Kommt es erst gar nicht zu Streit im Gerichtssaal, kann die gerichtliche Verhandlung selbst sehr kurz und unspektakulär verlaufen.

Rechtslage: Was besagt das Gesetz?

Das Familienrecht richtet sich hierzulande nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und einigen ergänzenden Gesetzen. Für die Scheidung ist insbesondere das FamFG (Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit) wichtig. Darin ist geregelt, wie die Scheidung formell abzulaufen hat. Außerdem kommen die folgende Aspekte zum tragen:

  1. Zerrüttungsprinzip: Es reicht aus, dass eine Ehe als gescheitert angesehen wird, wenn mindestens ein Ehegatte nicht mehr gewillt ist, die eheliche Gemeinschaft fortzuführen. Ein Trennungsjahr ist in fast allen Fällen Voraussetzung.
  2. Versorgungsausgleich: Bei jeder Scheidung wird geprüft, wie die während der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften unter den Ehepartnern aufzuteilen sind. Dies ist Teil des formellen Scheidungsverfahrens und kann nicht umgangen werden.
  3. Unterhalt: Ehegatten- und Kindesunterhalt richten sich nach dem Unterhaltsrecht. Sind gemeinsame Kinder vorhanden, steht ihre Versorgung im Fokus. Beim Ehegattenunterhalt kommt es darauf an, wie die Rollenverteilung während der Ehe war und wie sich das Einkommen entwickelt hat.
  4. Zugewinnausgleich: Hat ein Paar keinen Ehevertrag mit einem anderen Güterstand geschlossen, gelten sie als in der Zugewinngemeinschaft lebend. Das bedeutet, dass das während der Ehe erworbene Vermögen ausgeglichen wird.
  5. Sorgerecht: Sofern beide Elternteile sich einig sind, kann das gemeinsame Sorgerecht fortgeführt werden. Bei Streitigkeiten entscheidet das Familiengericht über das Sorgerecht und das Umgangsrecht.

Darum lohnt es sich, auf Einvernehmlichkeit hinzuarbeiten

Eine Scheidung ist teuer genug. Gerichtskosten und Anwaltskosten können schnell in die Höhe schießen, vor allem, wenn es zu längeren Auseinandersetzungen kommt. Bei einer einvernehmlichen Scheidung haben sich beide Parteien bereits im Vorfeld auf Unterhalt, Sorgerecht, Umgangsrecht und Vermögensaufteilung geeinigt. Dadurch reduziert sich die Verhandlungszeit vor Gericht und möglicherweise auch die Zahl der beteiligten Anwälte. Die formellen Abläufe sind schlanker, was sich positiv auf die Kosten auswirkt.

Darüber hinaus stellt eine Scheidung ohnehin eine emotionale Belastung dar. Jeder Streitpunkt verschärft die Lage zusätzlich. Wer sich dagegen bemüht, Einvernehmen herzustellen, kann die psychische Last mindern und vermeidet zusätzlichen Stress. Auch für Kinder ist es hilfreich, wenn sich die Eltern nicht streiten. Das Verhältnis der Eltern nach der Scheidung bleibt zwar nicht mehr dasselbe, kann aber wenigstens respektvoll sein.

Ein bärtiger Mann, der einem selbstbewussten Anwalt ähnelt, sitzt in einem frischen weißen Hemd und mit Uhr an einem Holztisch. Der leicht verschwommene Hintergrund gibt den Blick auf ein Fenster frei, durch das natürliches Licht einfällt und eine Atmosphäre ruhiger Professionalität vermittelt.
BRIAN HÄRTLEIN – IHR PARTNER IM FAMILIENRECHT

Ob Trennung, Scheidung, Unterhalt, Sorgerechtsfragen oder die Gestaltung eines Ehevertrags – bei familienrechtlichen Auseinandersetzungen und Vorsorgeregelungen brauchen Sie einen erfahrenen und engagierten Rechtsanwalt an Ihrer Seite. Brian Härtlein steht Ihnen mit fundierter Fachkenntnis und persönlichem Einsatz zur Seite.

Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Situation analysieren und die passende Lösung für Ihren Fall finden.

So läuft eine einvernehmliche Scheidung ab

Trennungsjahr einhalten

Nach dem Gesetz ist die Ehe zerrüttet, wenn beide Partner mindestens ein Jahr voneinander getrennt gelebt haben. Dieses Trennungsjahr dient dazu, die Entscheidung zur Scheidung zu festigen. In manchen Fällen ist es möglich, bereits während dieses Jahres eine erste anwaltliche Beratung einzuholen, um den Papierkram vorzubereiten.

Finanzielle Aspekte klären

Idealerweise setzt man sich zusammen und schaut auf alle finanziellen Verpflichtungen und Vermögenswerte. Das können gemeinsame Kredite, Immobilien, Sparguthaben oder Versicherungen sein. Ziel ist, eine faire Aufteilung zu finden, sodass beide Partner für die Zukunft gut aufgestellt sind. Wer bereits hier kluge Vereinbarungen trifft, spart sich späteren Ärger vor Gericht.

Unterhalt regeln

Kindergeld, Kindesunterhalt und Ehegattenunterhalt sind in Deutschland streng geregelt. Am besten erstellt man eine Übersicht über sämtliche Einkünfte und Ausgaben. Auch hier empfiehlt es sich, möglichst faire Lösungen zu finden. Zum Beispiel kann man vereinbaren, dass ein Elternteil den Kindesunterhalt trägt und im Gegenzug bestimmte Vermögenswerte oder andere Zugeständnisse erhält. Anwälte können helfen, realistische Unterhaltsbeträge zu berechnen.

Sorgerechtsfragen besprechen

Falls gemeinsame Kinder vorhanden sind, steht ihr Wohl an erster Stelle. Einvernehmliche Scheidungen basieren auf dem Wunsch, den Kindern ein möglichst stabiles Umfeld zu bieten. Das gemeinsame Sorgerecht kann weiter bestehen bleiben, wenn keine gravierenden Gründe dagegensprechen. Man bespricht außerdem, wie der Umgang bei getrennt lebenden Elternteilen geregelt wird.

Antrag auf Scheidung stellen

Bei der Scheidung selbst müssen bestimmte formale Schritte beachtet werden. Nur ein Anwalt kann den Scheidungsantrag beim Familiengericht einreichen. Wer eine einvernehmliche Scheidung anstrebt, kann gegebenenfalls mit dem Ehepartner absprechen, dass nur einer der Partner anwaltlich vertreten sein muss. Im Regelfall braucht zwar jeder Ehepartner eine eigene Vertretung, doch wenn der andere Ehepartner lediglich der Scheidung zustimmt, kann man sich auf nur einen Anwalt einigen.

Gerichtsverhandlung

Sind alle Fragen geklärt und stimmen beide Ehepartner zu, erfolgt meist ein kurzer Termin vor dem Familiengericht, bei dem die Scheidung ausgesprochen wird. Beide müssen anwesend sein, damit das Gericht sich von der Einigung überzeugen kann. Liegen alle Unterlagen vor und haben die Parteien alles geklärt, dauert dieses Verfahren oft nur wenige Minuten.

Rechtsanwälten und Experten können den Prozess vereinfachen

Obwohl man sich gut mit dem (Noch-)Ehepartner versteht, ist es ratsam, einen Anwalt einzuschalten. Denn nur ein Fachmann kennt die gesetzlichen Regelungen im Detail und kann sicherstellen, dass bei der Einigung keine schwerwiegenden Punkte übersehen werden. Vor allem beim Versorgungsausgleich und bei Vermögensfragen können kleine Formfehler oder Unklarheiten später große finanzielle Folgen haben.

Darüber hinaus sind Anwälte hilfreiche Vermittler, falls doch einmal Uneinigkeit entsteht. Manchmal braucht es ein professionelles Wort von außen, damit beiden klar wird, was ein Gericht in bestimmten Fällen entscheiden würde. Auch Mediation oder eine einvernehmliche Konfliktlösung über andere Formen der Beratung kann helfen, ohne dass man direkt in einen Rosenkrieg abgleitet.

Steuerexperten können sinnvoll sein, wenn es um Fragen wie die Aufteilung von Immobilien, die Versteuerung von Verkaufsgewinnen oder die optimale Nutzung der Steuerklassen geht. Nicht selten wird das Haus verkauft oder einer der Ehepartner übernimmt den Kredit. Da ist es wichtig zu wissen, welche finanziellen Auswirkungen das auf beide Parteien hat und welche Pflichten oder Vorteile sich daraus ergeben.

Unsere Tipps für eine reibungslose Scheidung

Offene und ehrliche Kommunikation

Wer frühzeitig Klartext redet, schafft eine Grundlage für Vertrauen. Auch wenn es schwerfallen mag, lohnt es sich, über unangenehme Themen zu sprechen, statt sie zu verdrängen.

Bestandsaufnahme machen

Erstellen Sie eine Liste mit allen Vermögenswerten, Verträgen, Versicherungen und Schulden. Nur so entsteht ein klares Bild, welche Bereiche geregelt werden müssen.

Nicht an Kleinigkeiten zerreiben

Eine einvernehmliche Scheidung verlangt Kompromisse. Manchmal lohnt es sich, kleine Zugeständnisse zu machen, um im Gegenzug eine größere Einigung zu erzielen.

Professionelle Hilfe holen

Selbst wenn die Scheidung gütlich verläuft, kann ein Anwalt rechtliche Unsicherheiten aus dem Weg räumen. Wer sich allein auf Absprachen verlässt, riskiert Fehlentscheidungen, die sich später rächen können.

Zukunftsorientiert denken

Die Scheidung ist nicht das Ende, sondern ein Neuanfang. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, sollte man die Zukunft planen. Wo werden sie zur Schule gehen? Wie lässt sich das neue Lebensmodell finanzieren? Ein Blick nach vorn sorgt dafür, dass man sich nicht in alten Konflikten verliert.

Fristen beachten

Vom Trennungsjahr bis zu den gesetzlichen Vorlagefristen für Unterlagen sollten alle Termine und Deadlines eingehalten werden, um Verzögerungen zu vermeiden. Das Gericht braucht bestimmte Dokumente (z. B. Ehevertrag, Heiratsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder, Einkommensnachweise usw.), also besser frühzeitig alles zusammentragen.

Gelassen bleiben

Natürlich ist eine Scheidung eine emotionale Ausnahmesituation. Dennoch zahlt es sich aus, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer impulsiv reagiert, trifft leicht Fehlentscheidungen und heizt die Stimmung unnötig an. Ein ruhiges, sachliches Vorgehen erleichtert allen Beteiligten das Leben.

Wir halten fest

Eine einvernehmliche Scheidung ist in den meisten Fällen der Königsweg, um eine zerrüttete Ehe aufzuheben, ohne dass es zu übermäßigem Streit und hohen Kosten kommt. Sie setzt allerdings voraus, dass beide Parteien miteinander reden können und bereit sind, eine faire Lösung anzustreben. Dabei helfen klare Absprachen zu Unterhalt, Vermögensaufteilung und vor allem zu den Bedürfnissen gemeinsamer Kinder. Die gesetzlichen Grundlagen in Deutschland sind so gestaltet, dass eine Ehe als gescheitert gilt, wenn das Trennungsjahr absolviert wurde und beide Ehepartner zustimmen. Dank der Unterstützung von Anwälten und gegebenenfalls weiteren Experten wie Mediatoren oder Steuerfachleuten gelingt es oft, den Scheidungsprozess reibungslos zu gestalten.

Wer beabsichtigt, sich einvernehmlich zu scheiden, sollte frühzeitig aktiv werden. Eine gute Vorbereitung und offene Kommunikation sind das A und O. Damit das Gericht zügig entscheiden kann, ist es unerlässlich, alle relevanten Unterlagen zusammenzustellen. Wichtig ist auch, die persönlichen Lebensumstände nicht aus dem Blick zu verlieren. So schwer eine Scheidung auch sein mag, sie kann gleichzeitig den Beginn eines neuen, selbstbestimmteren Abschnitts bedeuten. Und wer sich schon bei der Trennung einigt, der spart nicht nur Nerven, sondern hat die besten Chancen, auch nach der Scheidung ein respektvolles Verhältnis zu bewahren – besonders zum Wohl gemeinsamer Kinder.