- Trennungsjahr: In der Regel müssen Sie mindestens ein Jahr getrennt leben, bevor Sie die Scheidung einreichen können.
- Anwaltspflicht: Vor dem Familiengericht besteht Anwaltspflicht – ohne Anwalt kann kein wirksamer Scheidungsantrag gestellt werden.
- Vollständige Unterlagen: Sammeln Sie rechtzeitig alle wichtigen Dokumente (Heiratsurkunde, Einkommensnachweise, Vermögensaufstellungen), damit das Verfahren reibungslos verläuft.
- Einvernehmliche Scheidung: Kommt eine einvernehmliche Einigung über Unterhalt, Sorgerecht und Vermögensaufteilung zustande, beschleunigt das den Prozess und senkt die Kosten.
- Professionelle Unterstützung: Experten wie Anwälte, Mediatoren und Steuerberater helfen, typische Fehler zu vermeiden und eine faire Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Das sind die Voraussetzungen für eine Scheidung
In Deutschland gilt das sogenannte Zerrüttungsprinzip, wonach eine Ehe als gescheitert betrachtet wird, wenn die Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, dass sie wiederhergestellt wird. Maßgeblich dafür ist in erster Linie das Trennungsjahr:
- Trennungsjahr: Bei den meisten Scheidungen müssen die Ehegatten mindestens ein Jahr getrennt voneinander leben. Dieses Jahr soll sicherstellen, dass die Trennung ernsthaft gemeint ist und die eheliche Gemeinschaft nicht wieder aufgenommen wird. Sobald beide Ehegatten dem Scheidungsantrag zustimmen und das Trennungsjahr abgelaufen ist, wird vom Gericht in der Regel die Zerrüttung der Ehe angenommen.
- Härtefallscheidung: In extremen Ausnahmesituationen kann das Gericht auch vor Ablauf des Trennungsjahres die Scheidung aussprechen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn einer der Ehegatten unzumutbare Härten erleidet, etwa durch andauernde Gewalt.
Good to know: Verweigert ein Ehegatte die Zustimmung zur Scheidung, kann sie spätestens nach drei Jahren Trennung auch gegen dessen Willen durchgesetzt werden, da dann die Zerrüttung ebenfalls vom Gesetz vermutet wird.
So läuft ein Scheidungsverfahrens ab
Antragstellung beim Familiengericht
Die Scheidung wird durch einen Antrag beim zuständigen Familiengericht eingeleitet. Da vor Gericht in Scheidungsverfahren Anwaltspflicht herrscht, können Sie den Antrag nicht ohne anwaltliche Vertretung einreichen. Üblicherweise beauftragt einer der Ehegatten einen Anwalt, der den Scheidungsantrag vorbereitet und beim Gericht einreicht.
Im Scheidungsantrag werden unter anderem folgende Angaben gemacht:
- Persönliche Daten beider Ehegatten (Name, Geburtsdatum, Anschrift)
- Datum der Eheschließung
- Datum der Trennung
- Hinweise auf mögliche Unterhaltsansprüche oder Vereinbarungen
- Angaben zu gemeinsamen Kindern, falls vorhanden
- Falls gewünscht, Anträge zu Themen wie Ehegattenunterhalt, Kindesunterhalt, Sorgerecht oder Umgangsrecht
Wichtig: Das Gericht stellt dem anderen Ehegatten den Antrag zu. Dieser kann dann entweder zustimmen oder einen eigenen Antrag einreichen, wenn er andere Vorstellungen zu Unterhalt, Sorgerecht oder Vermögensaufteilung hat.
Versorgungsausgleich
Der Versorgungsausgleich ist ein weiterer wichtiger Punkt im Scheidungsverfahren. Dabei geht es um die während der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften. Da diese Anwartschaften von beiden Seiten gemeinsam erwirtschaftet wurden, sieht das Gesetz vor, dass sie bei der Scheidung gerecht aufgeteilt werden.
Das Gericht holt hierzu Auskünfte der verschiedenen Versorgungsträger (gesetzliche Rentenversicherung, private Rentenversicherungen, betriebliche Altersvorsorge) ein und vergleicht die jeweiligen Ansprüche. Liegen nach Auskunft aller Träger die relevanten Daten vor, rechnet das Gericht einen eventuellen Ausgleich der Rentenansprüche aus. Dieser Vorgang kann das Verfahren gelegentlich verzögern, vor allem wenn viele verschiedene Renten- oder Versicherungsverträge bestehen.

Ob Trennung, Scheidung, Unterhalt, Sorgerechtsfragen oder die Gestaltung eines Ehevertrags – bei familienrechtlichen Auseinandersetzungen und Vorsorgeregelungen brauchen Sie einen erfahrenen und engagierten Rechtsanwalt an Ihrer Seite. Brian Härtlein steht Ihnen mit fundierter Fachkenntnis und persönlichem Einsatz zur Seite.
Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Situation analysieren und die passende Lösung für Ihren Fall finden.
Einvernehmliche vs. streitige Scheidung
Einvernehmliche Scheidung
Können sich beide Ehegatten auf sämtliche Scheidungsfolgen einigen (Unterhalt, Sorgerecht, Zugewinnausgleich etc.), spricht man von einer einvernehmlichen Scheidung. Das verkürzt das Verfahren oft erheblich und senkt die Kosten, da das Gericht weniger strittige Punkte klären muss.
Streitige Scheidung
Bei Uneinigkeit über wesentliche Fragen wird die Scheidung zum Streitfall. Das Verfahren kann sich dann über mehrere Verhandlungstermine hinziehen und deutlich teurer werden, weil meist umfangreiche Beweisaufnahmen und Gutachten nötig werden.
Gerichtsverhandlung und Beschluss - So geht es nun weiter
Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind – das heißt, das Trennungsjahr ist vorbei, sämtliche Unterlagen liegen vor und die Fragen zum Versorgungsausgleich sind geklärt –, setzt das Familiengericht einen Termin an. Zum Scheidungstermin müssen beide Ehegatten persönlich erscheinen, begleitet von ihren Anwälten.
Der Richter prüft, ob die Ehe tatsächlich gescheitert ist, und ob die Trennungszeit eingehalten wurde. Bei einvernehmlichen Scheidungen dauert dieser Termin meist nicht lange. Ist alles geklärt, verkündet das Gericht direkt im Termin den Scheidungsbeschluss.
Nach einer Rechtsmittelbelehrung wird die Scheidung in der Regel nach Ablauf eines Monats rechtskräftig, wenn kein Ehegatte Berufung oder Beschwerde einlegt. In diesem Moment ist die Ehe offiziell aufgelöst.

Vorbereitung auf die Scheidung
Wichtige Unterlagen sammeln
Um Verzögerungen zu vermeiden, sollten Sie sich frühzeitig um die notwendigen Dokumente kümmern. Dazu gehören:
- Heiratsurkunde
- Geburtsurkunden gemeinsamer Kinder
- Nachweise über Einkommen (Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide)
- Nachweise über Vermögen (Kontoauszüge, Depotauszüge, Verträge)
- Versicherungsunterlagen (Renten, Lebensversicherung)
- Ggf. Ehevertrag, falls vorhanden
Diese Fachbegriffe sollten Sie kennen
- Ehegattenunterhalt: Nach der Trennung haben Sie gegebenenfalls Anspruch auf Trennungsunterhalt bis zur rechtskräftigen Scheidung. Anschließend kann nachehelicher Unterhalt gefordert werden, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (Bedürftigkeit, Leistungsfähigkeit des Unterhaltspflichtigen).
- Kindesunterhalt: Kinder haben unabhängig von der Ehe einen Anspruch auf Unterhalt. Lebt das Kind bei Ihnen, muss der andere Elternteil den Barunterhalt tragen, dessen Höhe sich an der Düsseldorfer Tabelle orientiert.
- Sorgerecht: Grundsätzlich bleibt das gemeinsame Sorgerecht auch nach der Scheidung bestehen, außer das Familiengericht sieht Ausnahmen (z. B. Gefährdung des Kindeswohls) als gegeben an.
- Umgangsrecht: Kinder haben das Recht auf Umgang mit beiden Elternteilen. Gerichte achten sehr darauf, dass das Kindeswohl im Vordergrund steht.
Besser gründlich als überstürzt
Oft möchten Betroffene die Scheidung „so schnell wie möglich“ hinter sich bringen, doch Eile führt nicht selten zu Fehlern. Planen Sie den Ablauf realistisch und geben Sie sich Zeit für die emotionale Bewältigung der Trennung. Bei großen Vermögenswerten oder wenn Kinder im Spiel sind, ist eine gründliche Vorbereitung umso wichtiger, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Unterstützung durch Experten macht oft Sinn
Bei einer Scheidung geht es nicht nur um juristische Feinheiten, sondern auch um zwischenmenschliche Konflikte und finanzielle Risiken. Hier kann professionelle Hilfe enorm entlasten.
Da eine anwaltliche Vertretung ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist, lohnt es sich, einen Fachanwalt für Familienrecht zu wählen. Dieser kann Sie nicht nur vor Gericht vertreten, sondern auch zu wichtigen Themen wie Unterhalt, Zugewinnausgleich und Sorgerecht beraten. Auch die Erstellung einer Scheidungsfolgenvereinbarung kann dabei helfen, Streitigkeiten zu vermeiden.
Ein kompetenter Anwalt wird Ihnen realistische Einschätzungen geben – etwa zur Höhe des Unterhalts oder zu eventuellen Risiken bei einem Streit um Vermögenswerte. Eine solide anwaltliche Beratung verschafft Ihnen zudem Klarheit über Ihre Rechte und Pflichten, was Unsicherheiten reduziert.
Mediatoren
Mediatoren unterstützen dabei, Konflikte zwischen Ihnen und Ihrem (Noch-)Ehegatten in vertraulichen Gesprächen zu klären. Anders als in einem Gerichtsverfahren findet in der Mediation keine „Gewinner-Verlierer“-Denke statt. Beide Parteien arbeiten konstruktiv an gemeinsamen Lösungen. Das kann nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch helfen, die Beziehung auf einem respektvollen Niveau zu halten.
Gerade wenn Kinder vorhanden sind, ist ein gutes Einvernehmen der Eltern Gold wert. Mediation eignet sich besonders, wenn beide Seiten offen dafür sind, Kompromisse einzugehen und nicht bereits völlig verhärtete Fronten bestehen.
Steuerberater und Finanzexperten
Ob Steuerklasse, Zugewinnausgleich oder Unterhaltszahlungen: Die Finanzen spielen bei einer Scheidung eine erhebliche Rolle. Um teure Fehler zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, einen Steuerberater oder Finanzexperten hinzuzuziehen.
- Steuerliche Auswirkungen: Ein Wechsel der Steuerklassen kann sich bereits im Trennungsjahr bemerkbar machen. Außerdem kann der Zeitpunkt der Scheidung Einfluss auf die Steuererklärung haben, beispielsweise hinsichtlich des Ehegattensplittings.
- Vermögensaufteilung: Bei Immobilienbesitz, Betriebsvermögen oder Aktienportfolios sind die finanziellen Folgen einer Scheidung oft komplex. Ein Experte hilft, den Zugewinnausgleich professionell zu berechnen und Streit zu vermeiden.

Häufige Fehler beim Einreichen der Scheidung
Fehlende oder falsche Rechtsberatung
Viele Betroffene möchten Anwälte sparen und versuchen, den Scheidungsantrag ohne fundierte juristische Hilfe zu stellen. Da in Scheidungsverfahren jedoch Anwaltspflicht herrscht, lassen sich bestimmte Schritte gar nicht ohne Anwalt bewerkstelligen. Wer an der falschen Stelle spart, bezahlt dies oft mit teuren Folgeschäden – sei es durch Fehlberechnungen beim Unterhalt oder durch eine ungünstige Vermögensaufteilung.
Unvollständige Unterlagen
Wer die relevanten Dokumente nicht vollständig bereitstellt, riskiert Verzögerungen und zusätzliche Kosten. Das Gericht oder der gegnerische Anwalt müssen dann womöglich Nachforschungen anstellen. Achten Sie daher darauf, vorab alles sorgfältig zusammenzutragen.
Unrealisitische Erwartungen
Ein Scheidungsverfahren ist kein Wettbewerb, bei dem es um einen Gewinner und einen Verlierer geht. Manche Ehegatten möchten den anderen „bestrafen“ oder möglichst schlecht dastehen lassen. Gerichte sind jedoch an objektive Maßstäbe gebunden. Übertriebene Forderungen werden häufig zurückgewiesen und verlängern nur das Verfahren. Auch kann ein verbissener Rechtsstreit die Beziehung zu gemeinsamen Kindern langfristig belasten.
Emotionen überwiegen
Scheidungen sind sehr oft mit schmerzhaften Gefühlen verbunden. Verletzter Stolz oder Wut führen gelegentlich zu Kurzschlussreaktionen, etwa zu überzogenen Unterhaltsforderungen oder zu einer strittigen Auseinandersetzung, obwohl eine einvernehmliche Lösung möglich wäre. Bedenken Sie, dass Sie mit einem kühlen Kopf meist bessere Ergebnisse erzielen und sich und anderen viel Stress ersparen.
Interessen der Kinder vernachlässigen
Bei Paaren mit Kindern ist es besonders wichtig, das Wohl des Nachwuchses im Fokus zu behalten. Häufig werden Kinder in den Streit der Eltern hineingezogen, was zu psychischem Druck führt. Ein Gericht wird stets versuchen, die Interessen der Kinder zu wahren. Daher ist es ratsam, frühzeitig eine faire und fürsorgliche Lösung für Sorgerecht und Umgangsrecht zu suchen, um den Kindern Sicherheit zu bieten.
Wir halten fest
Das Einreichen einer Scheidung ist kein einfacher Schritt – rechtlich wie emotional. Doch mit der richtigen Vorbereitung und professioneller Unterstützung können Sie den Prozess klar strukturieren und unnötige Konflikte vermeiden. Achten Sie darauf, rechtzeitig alle wichtigen Unterlagen zusammenzustellen, das Trennungsjahr einzuhalten und sich bei komplexen Punkten wie Versorgungsausgleich und Unterhalt beraten zu lassen.
Für eine reibungslose Scheidung sollten Sie sich vorab fragen, ob eine einvernehmliche Lösung möglich ist. Sollte das der Fall sein, ersparen Sie sich ein aufreibendes und kostspieliges Gerichtsverfahren. Mediatoren oder Paarberater können helfen, eine faire Übereinkunft zu finden, die beide Seiten akzeptieren können. Eine vernünftige Kommunikation, gerade wenn Kinder involviert sind, trägt viel zum friedlicheren Miteinander bei – und das auch über die Scheidung hinaus.
Bedenken Sie schließlich, dass es nach der formellen Scheidung nicht nur darum geht, alte Konflikte zu begraben, sondern auch darum, sich eine neue Lebensperspektive zu schaffen. Oft ist es sinnvoll, bei emotionalen Belastungen therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich im Freundeskreis auszusprechen. So stehen Sie den Herausforderungen einer Scheidung nicht allein gegenüber. Der Schritt in ein neues Leben wird dann nicht zum endlosen Rosenkrieg, sondern zu einem Neuanfang mit klaren Verhältnissen.